Drama am Broad Peak - zwei Polen sterben
von Malgorzata GruntkowskiNach Jubel nun Trauer: Auf das freudige Ereignis in der Geschichte des polnischen Hochgebirgssports folgt drei Tage später eine Todesnachricht.
Am 05.03. große Freude und Erleichterung; beim Expeditionsleiter in dem Basislager, dem Koordinator in Warszawa und den Angehörigen der vier Polen - Maciej Berbeka, Adam Bielecki, Tomasz Kowalski und Artur Małek, denen die erste Winterbesteigung des Achttausenders Broad Peak (auf der Grenze zwischen Pakistan und China gelegen), gelang. Es ist zwar noch nicht alles ausgestanden, aber nach Unterbrechungen in der Verbindung ist die Freude groß. Bereits drei Tage später folgt die traurige Nachricht. Der Älteste und der Jüngste werden für tot erklärt, in Worten des Expeditionsleiters: Niemand kann so viele Stunden in der Todeszone überleben. Ihre Funkgeräte schweigen.
Der an Jahren erfahrenste Maciej Berbeka verlor bereits als Zehnjähriger seinen Vater in den Alpen, doch vom Bergsteigen hielt ihn das nicht ab. Mit 15 begann er Bergsteigen zu betreiben. Es ist wahrscheinlich, dass er in eine Spalte fiel. Der jüngste von den vier Bergsteigern, Tomasz Kowalski, schrieb vor der Expedition, er hätte von so etwas geträumt. Er fühle sich wie ein junger Gitarrist, der mit Mick Jagger in Wembley spielen würde. Er war sehr motiviert und mochte Herausforderungen. Vor zwei Jahren wollte er den sogenannten Schneeleoparden erobern – die fünf Gipfel der ehemaligen Sowjetunion erreichen und dabei den Rekord schlagen – dies unter 42 Tagen schaffen. Nach 28 Tagen hatte er bereits vier der fünf Gipfel bezwungen, brach jedoch ab, da er zu sehr geschwächt war. Jetzt extrem erschöpft, meldete er über sein Funkgerät, er könne keinen Schritt weiter gehen. Die übrigen Bergkameraden warteten eine Zeit lang, mussten aber schließlich das Basislager verlassen – der Wetterumschlag machte es nicht leichter.
Broad Peak forderte von den Polen bereits 1975 Todesopfer. Damals, nach der Besteigung des Broad Peak Middle, starben während des Abstiegs drei der fünf Teilnehmer einer Expedition aus Wrocław. Die Ursache – ein Wettersturz.
Jacek Berbeka, der jüngere Bruder des verstorbenen Maciej plant eine neue Expedition, möchte seinen Bruder finden und würdig begraben. Das Unternehmen wird von Familie und Freunden finanziert, Unterstützung verspricht der Sportminister. So ein Vorhaben fand bis jetzt in der Geschichte des polnischen Hochgebirgssports, einen Leichnam in dieser Höhe zu bergen, nicht statt. Der Plan sei jedoch realisierbar. Außer sechs bis zehn Personen sind möglichst günstige Wetterbedingungen nötig. Die soll es zwischen dem 15. und 25. Juli geben.
Die Nachfolger von Jerzy Kukuczka und Wanda Rutkiewicz (die erste Frau auf K2 und die erste Europäerin auf dem Mount Everest) geben also nicht leicht auf. Hoffentlich spielt das Wetter diesmal mit.
Über die Autorin dieses Artikels

Malgorzata Gruntkowski ist gebürtige Polin und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Sie hat Germanistik in Breslau studiert und betreibt nun ein eigenes Übersetzungsbüro für die Sprachen deusch, polnisch und russisch: www.gruntkowski.com
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