Irena Sendler gestorben
von AnnaAm Pfingstenmontag ist Irena Sendler im Alter von 98 Jahren in einem Warschauer Krankenhaus gestorben. Sendler führte eine Gruppe aus 20 Wiederstandskämpfern an, die zwischen 1940 und 1943 jüdische Kinder aus dem Warschauer Ghetto schmuggelte und bei Familien, in Klöstern oder Kinderheimen unterbrachte.
Irena Sendler wurde 1910 als Tochter eines katholischen Arztes geboren. Ihr Vater behandelte überwiegend arme, jüdische Patienten. Von ihm erbte Sendler das christliche Engagement und wurde Sozialarbeiterin in Warschau.
Als der Krieg 1939 ausbrach, war Sendler 29 Jahre alt. Sie arbeitete als Krankenschwester beim Warschauer Sozialamt und versorgte Arme und Notleitende. Ab dem Herbst 1940 half sie unter erheblicher Gefahr den Bewohnern des von den Nazis errichteten Warschauer Ghettos und brachte ihnen Nahrung, Kleidung und Medikamente.
Als 1942 die Deportationen der Juden aus dem Ghetto begannen, beschloss Sendler, die Kinder aus dem Ghetto zu retten. Sie schloss sich der Widerstandsbewegung Zegota an und leitete das Kinderreferat der Organisation. Sie und ihre Helferinnen gingen von Haus zu Haus, überredeten verzweifelte Eltern zur Trennung von ihren Kindern. In Koffern, die von der Feuerwehr oder Müllabfuhr transportiert wurden, oder unter den Mantel versteckt schafften sie heimlich jüdische Kinder aus dem Ghetto, die sie in katholischen Familien oder Klöstern unterbrachten. Insgesamt wurden rund 2500 Kinder aus dem Ghetto gerettet. Um eine spätere Zusammenführung der Kinder mit ihren Eltern zu ermöglichen, hatte Irena Sendler verschlüsselte Namenslisten geführt und in Einmachgläsern unter einem Apfelbaum in einem Garten versteckt.
1943 wurde Irena Sendler von der Gestapo verhaftet und zum Tode verurteilt. Unter Folter- man brach ihr beide Beine und Füße- sollte sie die Namen der geretteten Kinder preisgeben, doch sie verriet nichts. Kurz vor ihrer Erschießung gelang es der Zegota, einen SS-Man zu bestechen. Der schlug Sendler auf der Fahrt zu ihrer Hinrichtung bewusstlos und ließ sie am Wegesrand liegen. Von der geplanten Hinrichtung erfuhr sie später über Anzeigetafel der Besatzer. Sie änderte daraufhin ihre Identität und lebte unter falschem Namen bis zum Ende des Krieges im Untergrund.
Irena Sendler war lange Zeit weinig bekannt. Sie lebte in einem bescheidenen Zimmer in einem katholischen Pflegeheim in Warschau. In Polen erfuhr sie erst 2007 eine späte Ehrung und wurde für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Über ihr Tun hat Irena Sendler nach dem Krieg einmal geschrieben:” Mein Gewissen schmerzt mich noch immer, weil ich nicht mehr tun konnte.”
Am Pfingstenmontag, den 12.05.2008 ist Irena Sendler im Alter von 98 Jahren in einem Warschauer Krankenhaus gestorben.
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