Gedenken an den Aufstand im Warschauer Ghetto
von Malgorzata GruntkowskiAm Dienstag, dem 19. April, gedachte man in Warschau der Helden des Aufstandes im Warschauer Ghetto, u. a. mit Narzissen - den Lieblingsblumen von Marek Edelman.
Zum Beginn des diesjährigen Pessachfestes, am Dienstag, dem 19. April, wurde der Widerstandskämpfer von 1943 gedacht. Um 11.00 wurde eine Ehrenwache unter der polnischen Flagge und dem Davidstern aufgestellt. Pünktlich zu Mittag vor dem Denkmal für die Ghettokämpfer Grablichter angezündet und Blumen niedergelegt. An der Zeremonie nahmen Vertreter städtischer und staatlicher Behörden, sowie jüdischer Organisationen und nicht zu vergessen, die Warschauer selbst teil. Sie brachten Narzissen mit, die Lieblingsblumen Marek Edelmans – einer der Kommandeure des Aufstandes und des Helden des Tatsachenberichtes von Hanna Krall „Dem Herrgott zuvorkommen“. Er war einer der wenigen, die den Aufstand überlebten und von den Schrecken dieser Zeit Zeugnis ablegen konnten.
Der Aufstand im Warschauer Ghetto (nicht zu verwechseln mit dem Warschauer Aufstand von August 1944) brach morgens am 19.04.1943 aus und dauerte nur ein paar Wochen. Während der Aktion Reinhardt (systematische Ermordung der polnischen Juden), während der von H. Himmler angeordneten endgültigen Auflösung des Ghettos. Bei Ankunft der deutschen Einheiten eröffneten die Widerstandskämpfer (getragen wurde der Aufstand von der Jüdischen Kampforganisation ŻOB und dem Jüdischen Militärverband ŻZW), gerade mal ein paar Hundert, das Feuer. Sie hielten es knapp einen Monat aus, schlecht bewaffnet, lieferten dem Gegner erbitterte, blutige Kämpfe. Ihre Stärke waren nicht ihre Waffen, sondern ihr Überlebenswille, mit dem sie versuchten ihr Leben, ihre Familien und ihre Würde zu verteidigen.
Während der Kämpfe ließen ca. 14.000 Juden ihr Leben. Am 08. Mai beging Mordechaj Anielewicz, der Anführer des Aufstandes Selbstmord. Das Wohnviertel wurde niedergebrannt und die Große Synagoge in die Luft gesprengt. An diesem Tag, dem 16. Mai, wurde auch von Jürgen Stroop, dem SS-Gruppenführer und Befehlshaber bei dieser Aktion auf deutscher Seite (den Polen sonst als Protagonisten eines Buches von Kazimierz Moczarski „Gespräche mit dem Henker“ bekannt) nach Berlin gemeldet, dass der Aufstand niedergeschlagen wurde.
Die Feierlichkeiten zum 68. Jahrestag dieser tragischen Ereignisse begannen schon am 30.03. mit der Debatte „Wenn Du mir nicht hilfst, helfe ich Dir, Gott“. Auf dem Programm der nächsten Tage standen u. a. eine Vernissage der Ausstellung von Photos aus dem Ghetto und ein Liederkonzert in Jiddisch. Am und über den Jahrestag des Aufstandes sagte einer der Teilnehmer - Tomasz Nałęcz, der Präsidentenberater für Geschichte und Nationalerbe: „Es ist ein Tag tiefer Erinnerung und großer Mahnung.“
Über die Autorin dieses Artikels
Malgorzata Gruntkowski ist gebürtige Polin und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Sie hat Germanistik in Breslau studiert und betreibt nun ein eigenes Übersetzungsbüro für die Sprachen deusch, polnisch und russisch: www.gruntkowski.com
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