Geschichte von Warschau
1282 wurde Warschau erstmals urkundlich erwähnt, aber erst 1596 wurde sie zum wichtigen Machtzentrum, nachdem König Sigismund III. Wasa die Stadt aufgrund der zentralen Lage zur Hauptstadt erklärte und somit Krakau die Vormachtstellung entzog. Die Wasa- Dynastie legte während ihrer Regierungszeit einen großen Wert auf die Wissenschaft und künstlerische Begabung. So ließen sie wichtige Monumente errichten (z.B. Sigismundsäule). Im Dreißigjährigen Krieg kam es zur erstmaligen Kriegszerstörung Warschaus, wurde jedoch im 18. Jahrhundert weitgehend wieder aufgebaut unter dem Regime von August dem Starken 1697-1733. Er förderte weiterhin musische Talente und so wurde Warschau zu einem entscheidenden Sammelpunkt von Architektur, kulturellen Angelegenheiten und Kunst.
Um einer Aufteilung Polens an die Großmächte zu entgehen und somit die Schwächung des Landes zu verhindern, erließ man eine Verfassung, die am 3. Mai 1791 in Kraft trat. Dieses Datum ist für polnische Staatsbürger wichtig, da dieses Grundgesetz die erste schriftliche Niederschrift Europas und die modernste nach der amerikanischen war. Der Hochadel Russlands, Österreichs und Preußens leisteten Widerstand gegen den polnischen Abgrenzungsversuch. Ab 1772 hatten die drei Großmächte das Land schriftlich untereinander aufgeteilt.1795 war Polen auf der europäischen Landkarte für 123 Jahre nicht mehr zu finden. Polen fiel unter preußisches Regiment, nach dem Wiener Kongress 1815 unter russisches. Nach dem ersten Weltkrieg wurde Polen wiedererrichtet und Warschau zur Hauptstadt ernannt. Es folgten politische Stabilität und wirtschaftliche Sicherheit, die spätestens 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen aufgehoben war. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges interveniert die Rote Armee in Polen und wird somit zum Zentrum der Widerstandsbewegung des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens. Hitler überrennt Polen, treibt die Juden in Ghettos. 1943 kommt es zum schweren Kampf im Warschauer Ghetto. Nach einem ungleichen Kampf bekämpft die SS die dortig wohnende Bevölkerung. Das Ghetto wird vollkommen zerschlagen. Am 1. August 1944 kommt es zum Warschauer Aufstand. 63 Tage lang kämpfen die polnischen Aufständischen gegen die Deutschen. Nach 63 Tagen siegen die deutschen Soldaten.
16.000 Aufständische und 150.000 Zivilisten bezahlen mit ihrem Leben. Nach dieser Niederlage ist Warschaus Schicksal besiegelt. Es wird keiner Zerschlagung entgehen. Deutsche Soldaten vertreiben die Bevölkerung zusammen und bringen sie größtenteils in Konzentrationslager. Es folgt die planmäßige Vernichtung der Stadt. Kulturelle Einrichtungen werden vernichtet, wie z.B. Museumssammlungen, Kirchen, Moscheen, Palais, Bibliotheken. Privatbesitz wird veruntreut oder zerstört. Ferner werden 84 % der Straßenbebauungen dem Erdboden gleich gemacht. Wichtige Gebäude werden in Brandt gesteckt oder gesprengt wie z.B. das Königsschloss. Das tatsächliche Maß der Zerstörung ist nicht messbar. Fast zweihunderttausend Menschen verloren ihr Leben. Nach der Kapitulation Deutschlands und dem Kriegsende fiel Polen unter kommunistische Herrschaft. Es gilt die Oder- Neisse- Grenze als Grenzverlauf, so dass viele Deutsche nun auf polnischem Gebiet leben. Es kommt zur Massenflucht aus Angst vor der Roten Armee. Bei der Flucht in den Westen sterben jedoch zahlreiche vor Hunger und Erschöpfung. Die Warschauer Innenstadt wurde in den folgenden Jahren wieder aufgebaut, darunter auch das Königsschloss und der Marktplatz, dennoch ist unbeschreibliches Kulturgut im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen.
Seit dem Zweiten Weltkrieg war das deutsch- polnische Verhältnis weiterhin schwierig. Ausschwitz, die Ermordung polnischen Volke,insbesondere polnischer Juden, sowie die Planung einer völligen Zerschlagung Polens (im Jahr 1939 schloss Deutschland mit Russland den Hitler-Stalin Pakt. Die darin vereinbarte Aufteilung Polens war ein heimtückisches Manöver, wo doch Deutschland Polen zuvor zugesichert hatte, das Land nicht anzugreifen) lässt das Verhältnis der beiden Staaten erfrieren. Die Länder entwickelten sich auseinander. Die Wende zu einem besseren Verhältnis vollzog sich erst im Jahr 1970 als der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt nach Warschau flog. Am 7. Dezember besucht er das Mahnmal zum Gedenken an den jüdischen Warschauer Ghetto-Aufstandes. Es ist der erste deutsche Staatsbesuch nach 1949. Brandt signalisiert Betroffenheit und Vergebung für die Kriegsverbrechen der Deutschen im Zweiten Weltkrieg durch den legendären Kniefall vor dem Mahnmal. Dieser Kniefall wird das Symbol für die Versöhnung beider Staaten gesehen. Brandt betreibt Politik der Annäherung. In Russland kommt es zum Moskauer Vertrag. In diesem Abkommen verpflichten sich Deutschland und Russland Konflikte friedlich beizulegen und Deutschland kennt die Oder-Neisse Grenze offiziell an. 25 Jahre nach Kriegsende ist die Westgrenze nun gesichert. 1990 erhielt die Demokratie wieder Einzug in Polen. 1989 kommt es zu den ersten freien Wahlen. Seitdem geht es wirtschaftlich rapide herauf. Die Stadt ist jetzt nach Berlin der zweitgrößte Bauplatz in Europa und eine der bevölkerungsreichsten Städte der EU.