Zwei Tage voller Nachdenklichkeit in Polen
von Malgorzata GruntkowskiAm Sonntag, dem 27. Januar, wurde in Auschwitz der Holocaustopfer gedacht, am Montag wurde der Primas von Polen Józef Glemp zu Grabe getragen.
Am 27. Januar, dem 68. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, 2005 von den Vereinten Nationen zum internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt, fanden in Auschwitz Gedenkfeierlichkeiten statt, an denen sowohl ehemalige Gefangene als auch Befreier, Vertreter des polnischen und russischen Parlaments, Botschafter und Diplomaten aus mehr als 20 Ländern, Vertreter der Geistlichkeit, gesellschaftlicher Organisationen etc. teilnahmen. Ihre Ansprachen hielten u. a. der polnische Minister für Kultur und nationales Erbe Bogdan Zdrojewski, der Vorsitzende der russischen Staatsduma Sergei Naryschkin sowie der israelische Botschafter in Polen Zvi Rav-Ner. Der Direktor des Museums Dr. Cywiński mahnte in seiner Rede: „hier und heute, am Jahrestag, in Auschwitz […] hallen die Worte von Czesław Miłosz [polnischer Literaturnobelpreisträger –M. G.]: „zu wissen und nichts zu sagen – so vergisst man.” Ebenfalls an diesem Tag wurde die russische Ausstellung „Tragödie. Mut. Befreiung“ eröffnet.
Am Montag fand die Beerdigungsfeier des am 23.01. verstorbenen (kämpfte in seinen letzten Jahren gegen Lungenkrebs) polnischen früheren Primas Kardinal Józef Glemp. Die Trauerfeierlichkeiten begannen am Samstag und fanden in der Kathedrale in Warszawa ihren Abschluss. Verabschiedet von vielen Gläubigen, um einen polnischen Sender zu zitieren: „gewöhnlichen Menschen aus ganz Polen, Kirchenhierarchen aus der ganzen Welt, Politikern aus allen Gruppierungen“. Anwesend u. a. der polnische Präsident Komorowski und der Altpräsident Wałęsa, 110 Kardinäle und Bischöfe. Fast 30 Jahre polnischer Primas, immer im Schatten seines großen Vorgängers Wyszyński, in Polen Primas des Jahrtausends genannt, und des Papstes aus Polen, übernahm er das Amt an der Spitze der polnischen Kirche in einer denkbar schweren Zeit - kurz nach dem Papstattentat und kurz vor dem Kriegszustand. Sein Appell am Tag der Ausrufung des Kriegsrechts am 13.12.1981 „nehmt nicht den Kampf ein Pole gegen einen Polen auf“.
Benedikt XVI. nannte ihn in seinem Beileidstelegramm „Apostel der Einheit gegen Spaltungen und der Eintracht angesichts von Widerständen“. Persönlich habe er „seine aufrichtige Güte, seine Einfachheit, seine Offenheit und herzliche Hingabe für die Belange der Kirche in Polen und in der Welt bewundert“. „Er war ein guter Mensch für die Menschen“ – sagt dafür schlicht eine ältere Dame. Kann man sich eine schönere Erinnerung wünschen?
Der höchste polnische kirchliche Würdenträger und der Träger des Ordens des Weißen Adlers fand seine letzte Ruhe neben seinen Vorgängern, Kardinal August Hlond und Kardinal Stefan Wyszyński in der Johanneskathedrale in Warszawa.
Über die Autorin dieses Artikels

Malgorzata Gruntkowski ist gebürtige Polin und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Sie hat Germanistik in Breslau studiert und betreibt nun ein eigenes Übersetzungsbüro für die Sprachen deusch, polnisch und russisch: www.gruntkowski.com
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