WOŚP 2011 - Neuer Rekord für die polnische Spendenauktion wahrscheinlich
von Malgorzata GruntkowskiWOŚP – Wielka Orkiestra Świątecznej Pomocy, zu Deutsch Großes Orchester der Weihnachtshilfe: Das größte karitative Event Polens fand wie üblich am 2. Januarsonntag zum 19. Mal seinen Abschluss und dürfte einen neuen Spendenrekord eingespielt haben.
Eine U-Bootfahrt, den Titel eines Ehrenkomturs einer Burg oder eine Fahrt mit einem T-34 – all diese Träume kann man sich in dieser Zeit erfüllen, sie auf einer der zahlreichen und immer zahlreicheren Auktionen der WOŚP, die ein großer Bestandteil dieser Veranstaltung geworden sind, ersteigern. Es ist längst viel mehr als Spendensammeln und ein paar Benefizkonzerte, es ist das logistische Unternehmen für wohltätige Zwecke Polens. Beteiligt sind Pfadfinder, Schüler und Studenten, Polizisten, Soldaten, die heiße Erbsensuppe verteilen, und Feuerwehrleute. In Polen, aber auch in Deutschland, Schweden, Brüssel und anderen Ländern Europas, den USA, Kanada, überall wo es „Polonia“ gibt, in diplomatischen Vertretungen und sogar in polnischen Militärstützpunkten in Afghanistan und in Saudi-Arabien.
Schon morgens um neun brachen über 120.000 Volontäre auf, am Abend fanden sich in deren Sammelbüchsen nicht nur Zlotys, sondern auch Euros, englische Pfund, Dollar und sogar eine türkische Million, gelegentlich auch Schmuck. Ungewöhnlich der Start dieses Jahr. Jurek Owsiak, der Organisator des ganzen „Tohuwabohu“, eröffnete das Finale der WOŚP 320 Meter unter der Erde, im schlesischen Bergwerk Guido in Zabrze. Und dann begann das übliche Treiben; Sammeln, Auftritte (ein neuer Rekord mit über 800 Konzerten), Happenings, der 5. in das Geschehen integrierte Lauf gegen Diabetes und einiges mehr. Von klein bis groß, und manchmal sogar Tier – wo man nicht hinschaut – die kleinen roten Herzen mit der Aufschrift Wielka Orkiestra Świątecznej Pomocy. Um 20 Uhr der Höhepunkt der Veranstaltung – das Licht zum Himmel, ein Feuerwerk – aus Warszawa, über alle größeren Städte Polens Kraków, Poznań, Wrocław, Gdańsk, Lublin, etc. Und dann ging es weiter bis zu Mitternacht. Das Motto – wir spielen bis zum Ende der Welt und noch einen Tag länger. Um 24.00 der große Abschied von dem mehr oder weniger heiseren Mann mit seiner markanten roten Brille, im gelben Hemd und roter Hose. Eine große Torte, von der das erste Stück seine Frau, das Geburtstagskind, bekam (zusammen mit einem Blumenstrauß und einem goldenen Herzen) und Applaus.
Die Freiwilligen zählten die gesammelten Spenden bis stellenweise 5 Uhr morgens und länger. Manche Auktionen dauern noch bis Ende Januar an. Zu ersteigern waren / sind u. a. Skier von Adam Małysz oder der Tour de Ski-Siegerin Justyna Kowalczyk, Weltmeistergürtel von Tiger Michalczewski oder Schuhe von dem in der NBA spielenden Marcin Gortat, aber auch z. B. ein Besuch im Europäischen Parlament, auf Einladung des polnischen Parlamentsvorsitzenden Jerzy Buzek oder ein Zauberwürfel mit einem Autogramm des Erfinders Rubik.
Letztes Jahr wurde das endgültige Ergebnis Anfang März mit einem Doppeldeckerbus bekannt gegeben: für Polen eine ziemlich stolze Summe von 42 877 953,06 Zloty. Am 9. Januar 2011 um Mitternacht überschritt die Summe bereits 37 Millionen, doch da war man in den ca. 1500 Stäben noch fleißig am Zählen. Gesammelt wurde dieses Jahr für medizinische Geräte für Kinder mit urologischen und nephrologischen Krankheiten, also hofft man auf einen neuen Rekord.
Über die Autorin dieses Artikels

Malgorzata Gruntkowski ist gebürtige Polin und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Sie hat Germanistik in Breslau studiert und betreibt nun ein eigenes Übersetzungsbüro für die Sprachen deusch, polnisch und russisch: www.gruntkowski.com
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