Unter den Absolventen polnischer Hochschulen steigt die Arbeitslosigkeit
von Grzegorz WasilukImmer mehr Hochschulabsolventen in Polen finden nach ihrem Studium keinen Job. Im Jahr 2010 stieg die Zahl der arbeitslosen Akademiker noch einmal um fast 15 Prozent an.
Der Hochschulabschluss garantiert nicht allein mehr Beschäftigung. Es ist die reine Wahrheit, es fragt sich nur, warum dies so ist. Nach den neuesten Zahlenangaben im vorigen Jahr haben sich dreißigtausend frische Hochschulabsolventen in den Arbeitsämtern als arbeitslos registriert, was eine Zunahme um fast 15 Prozent bedeutet, während die Zunahme der amtlich erfassten Arbeitslosigkeit in der gesamten Wirtschaft nur knapp drei Prozent betragen hat. [1] Amtlich erfasst wohlgemerkt - diese Bemerkung ist nicht zufällig gewählt. Denn nach Meinung der einen seien die offiziellen Arbeitslosenzahlen in Polen überschätzt im Verhältnis zur wirklichen Lage und nach der Meinung der anderen eher unterschätzt. Die einen wie die anderen Volkswirtschafter, die die Arbeitslosenstatistiken kritisieren, haben ihre Argumente.
Natürlich ist das für arbeitslose polnische Absolventen nur ein schwacher Trost. Für sie bedeutet der Mangel an der Arbeit nach dem Studium: aus mit den Träumen. In Frage kommt die Auswanderung oder die Annahme jeder Arbeit, die man im Lande bekommen kann. Das ist zugleich eine Botschaft für Arbeitgeber, Investitionen in Polen zu tätigen; die verhältnismäßig billigen und gut ausgebildeten Arbeitskräfte werden jede Arbeit annehmen. Das ist jedoch zu wenig, um Investitionen aus dem Ausland anzuziehen. Erstens bilden 461 Hochschulen in Polen hauptsächlich Humanisten und Spezialisten in den Bereichen Verwaltung und Marketing aus. Man beklagt dafür einen Mangel an Ingenieuren.
Andererseits machten die letzten polnischen Regierungen und auch Privatunternehmer zu viel passive Wirtschaftspolitik. “Wir wollen lieber das produzieren, was andere sich ausgedacht haben. Die letzten Regierungen haben bereits die Ansiedelung von Fabriken aus höher entwickelten Ländern nach Polen als Erfolg ausgemacht. Unser Trumpf wurde aber allein die ausgebildete und billige Arbeitskraft. Es ging doch nie um Konstrukteure, sondern nur um Arbeiter. Sogar als ausländische Entwurfsfirmen in Polen ihre Büros öffneten, wurden unsere Ingenieure wie billige Arbeitskraft behandelt”, klagte kürzlich in einem Presseinterviews der hervorragende polnische Wissenschaftler (ein in den Vereinigten Staaten arbeitender Polymerchemiker) Prof. Krzysztof Matyjaszewski - Preisträger des Wolf-Preises in Chemie. [2] In dieser Situation ist die Nachricht, dass jeder zehnte polnische Erwerbslose sich zurzeit mit einem höheren Bildungsabschluss ausweisen kann, kein Wunder.
Quellenangaben:
[1] Vgl.: http://praca.gazetaprawna.pl/
[2] Vgl.: http://praca.gazetaprawna.pl/
Über den Autor dieses Artikels
Grzegorz Wasiluk ist ein polnischer Journalist und lebt in Lodz.
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