Erdbeeren, Polen und Straßburg: Polen übernimmt am 01.07. den Vorsitz im EU-Rat
von Malgorzata GruntkowskiIn Warschau wird fröhlich gefeiert – der Beginn der polnischen Ratspräsidentschaft in der EU. Das Symbol der polnischen Präsidentschaft ist die Erdbeere.
Vier Musikszenen mit Künstlern aus den unterschiedlichsten Ecken Europas, ob Rumänien oder Schweden, und Musik für jeden Geschmack – experimentell, Klassik oder Rock. Die Vorführung eines Films von Tomasz Bagiński (der von der Expo und Euro 2012) und ein Feuerwerk mit musikalischem Hintergrund von Wojciech Kilar („Bram Stoker’s Dracula“ und der mit dem französischen Cesar ausgezeichnete „Pianist“).
Doch während in Warschau gefeiert wird, wird in der Kaschubei (Heimat von Oskar Matzerath aus der „Blechtrommel“) fleißig gearbeitet – über 3 Tonnen Erdbeeren (spezielle kaschubische Sorte „malena“) werden gepflückt und entsprechend gekühlt um am Dienstag, dem 05.07., in Straßburg 7000 Eurokraten zu begeistern und das Symbol der polnischen Präsidentschaft zu werden (Polen ist wirklich mehr als Wurst, Fleisch und Gurken). Jetzt muss man nur noch Europa von der süßen Frucht überzeugen. Die erste Versuchsperson war der deutsche Außenminister Guido Westerwelle.
Aber im Ernst. Die Arbeit beginnt. Am 5. und 6. Juli findet z. B. in Soppot ein informelles Treffen der EU-Gesundheitsminister statt. Die erste Ratspräsidentschaft ist für Polen als Land sowohl Verantwortung als auch eine Chance. Eine Chance in dem Vorsitz im EU-Rat des Nachbarn sehen auch die Ukrainer, die mit diesem Ereignis besondere Hoffnungen verbinden. Hoffnungen, dass dank Polens Hilfe ein Durchbruch in den Verhandlungen die Schaffung einer Freihandelszone zwischen der EU und der Ukraine betreffend erreicht wird und vor allem dass für die ukrainischen Staatsbürger die Grenzen geöffnet werden – so der ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch – „für uns ist die wichtigste Priorität, die Integration zwischen der Ukraine und der EU zu beschleunigen“. Momentan bilden sich vor dem polnischen Generalkonsulat in Lemberg kilometerlange Schlangen – 1500 Personen täglich reichen ihre Dokumente für Visumanträge ein. Und so hoffen die Mitveranstalter von Euro 2012 auf die Unterstützung des Nachbarlandes. Hoffentlich sind die Hoffnungen nicht zu groß. Wollen wir doch das Beste hoffen.
Über die Autorin dieses Artikels
Malgorzata Gruntkowski ist gebürtige Polin und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Sie hat Germanistik in Breslau studiert und betreibt nun ein eigenes Übersetzungsbüro für die Sprachen deusch, polnisch und russisch: www.gruntkowski.com
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