Die Wahl eines Herzens oder Joachim Gauck in Polen
von Malgorzata GruntkowskiErstes Ziel für einen Auslandsbesuch des neuen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck war Polen. Für Gauck war es die Wahl seines Herzens.

Bundespräsident Joachim Gauck
Foto: J. Patrick Fischer/Lizenz
Herz und Freiheit und Chopin… Am späten Nachmittag, am Montag dem 26. März begann der erste ausländische Staatsbesuch des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck in der polnischen Hauptstadt Warszawa. Der polnische Präsident Bronisław Komorowski begrüßte herzlich seinen eben erst am Freitag vereidigten deutschen Amtskollegen im Schloss Belvedere. Dem festlichen Abendessen folgte ein Chopinkonzert.
Am zweiten Besuchstag (Gauck blieb mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt zwei Tage in Polen) standen auf dem Plan außer Frühstück: eine Pressekonferenz der beiden Präsidenten, ein Treffen mit dem polnischen Premier Donald Tusk und schließlich eines im polnischen Parlament mit der ersten weiblichen Sejmmarschall Ewa Kopacz. Der ganze Besuch hatte einen Arbeitscharakter. Besprochen wurden die deutsch-polnische Wirtschaftszusammenarbeit, Beziehungen zwischen den beiden Ländern und aktuelle Themen die EU betreffend.
Einige Mal fiel das Wort Herz in unterschiedlichen Variationen. Gauck bedankte sich von ganzem Herzen, dass er mit seiner ersten Visite nach Polen kommen konnte, Komorowski sprach davon, dass außer politischem Kalkül auch Empfindungen des Herzens zählen. Das deutsche Staatsoberhaupt sagte, dass die Entscheidung, nicht Frankreich, sondern Polen mit seinem Antrittsbesuch zu beehren, nicht nur politisch motiviert, im Zusammenhang mit der französischen Wahlkampagne, sondern auch gefühlsmäßig war. Polen war „die Wahl seines Herzens“.
Komorowski schenkte Gauck das Solidarność-Wahlplakat von 1989, worauf dieser zugab, dass er es nicht nur kenne, sondern auch bereits besitze – es hängt in seiner Wohnung. Bei diesem Bekenntnis dürfte so manches polnische Herz höher geschlagen haben.
Über die Autorin dieses Artikels

Malgorzata Gruntkowski ist gebürtige Polin und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Sie hat Germanistik in Breslau studiert und betreibt nun ein eigenes Übersetzungsbüro für die Sprachen deusch, polnisch und russisch: www.gruntkowski.com
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