Die Situation in der Ukraine - sie betrifft nicht nur die Ukraine
von Malgorzata GruntkowskiDie Krim-Krise und die derzeitige Situation in der Ukraine hat Auswirkungen auf die Stationierung weiterer Nato-Truppen in Polen. In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, wie viele zusätzliche Truppen nach Polen verlegt werden sollen.
Am 27.03. wurde in polnischen Nachrichten von der Deklaration Barack Obamas berichtet - mehr amerikanische Truppen in Europa und in Polen, das zum Zeitpunkt während Russland Manöver an der Grenze, auch der polnischen, abhält. Kurz darauf präzisierte der Sicherheitsberater des Präsidenten, es handele sich dabei außer der Luftwaffe auch um Bodentruppen und Kriegsmarine. Bis dahin stationieren in Łask zusammen mit 12 F-16 Jagdflugzeugen 300 Soldaten, wenn man von dem Gemeinsamen Trainingszentrum (jftc) in Bydgoszcz absieht. Der Enthusiasmus hielt sich in Grenzen, da in Polen immer noch frisch die Erinnerung an die schließlich nicht realisierte Vereinbarung über das Raketen-Abwehrschild ist.
Die Nachrichten vom 01.04. stimmen aber zuversichtlich über die von der NATO nach Osteuropa zu entsendenden zusätzlichen Kräfte. Die Außenminister des Bündnisses haben sich auf eine Unterstützung von Land- und Luftstreitkräften sowie der Kriegsflotte geeinigt. Zu den in Polen stationierenden Amerikanern kommen u. a. französische, britische, deutsche Soldaten hinzu. Es werden mehr NATO-Übungen in der Nähe der Grenzen mit Russland abgehalten werden und es soll zusätzliche Truppen und Flugzeuge in Polen und den baltischen Ländern geben. Der polnische Außenminister Sikorski (verheiratet mit der Amerikanerin und Autorin von „Gulag“ Anne Applebaum) spricht von dem Wunsch nach einer größeren, dauerhaften Präsenz der Verbündeten auf polnischem Territorium. Es sei an der Zeit zu handeln. Es wird über die von der NATO geschickten zusätzlichen amerikanischen Jagdflugzeuge, damit sie über Litauen, Lettland und Estland patrouillieren können, und in Polen angekommene AWACS-Flugzeuge berichtet.
Schon am Tag darauf sind die Nachrichten zurückhaltender. Es handele sich um allgemeine Deklarationen, dass die NATO-Kräfte in Osteuropa zu verstärken sind. Einige der polnischen Politiker meinen, Verträge allein seien zu wenig. Der Ministerpräsident Tusk äußert sich dahingehend, dass diese wohl für ein Gefühl der völligen Sicherheit nicht ausreichen werden und eine größere Präsenz der NATO auch in Polen in naher Zukunft notwendig scheint. Deutschland (Frank-Walter Steinmeier: Die Stationierung von NATO-Truppen in Polen steht im Widerspruch zu den zwischen der NATO und Russland geschlossenen Vereinbarungen) und Holland sind kritisch - wollen die Situation nicht verschärfen, worauf polnische Politiker erwidern - die Deklarationen aus den 90-er Jahren habe Russland selbst mit seinem Verhalten annulliert. Wann wie viele und welche Soldaten die NATO nach Polen und in die baltischen Länder entsenden wird, soll innerhalb der nächsten zwei bis vier Wochen bekannt werden.
Die polnische Armee hat sich an ihre Reservisten erinnert und diese, meist sehr verwundert, an sie. Zum einen geht es um die Registrierung in der Datenbank von jungen Zwanzigjährigen (auch Frauen mit den Berufen Arzt, Tierarzt, Psychologe) und zum anderen um die Überprüfung der Reservisten, die ihren Wehrdienst bereits abgeleistet haben. Viele fragen (sich), ob dies mit der Situation in der Ukraine im Zusammenhang steht. Die offizielle Antwort lautet: nein.
Über die Autorin dieses Artikels
Malgorzata Gruntkowski ist gebürtige Polin und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Sie hat Germanistik in Breslau studiert und betreibt nun ein eigenes Übersetzungsbüro für die Sprachen deusch, polnisch und russisch: www.gruntkowski.com
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