Die Schlacht des Jahrhunderts oder 40:40:10
von Malgorzata GruntkowskiDer 40-jährige Vitali Klitschko holt sich in der 10. Runde gegen den Polen Adamek seinen 40. Sieg.
Am Samstagabend, dem 10.09., fiebern im ausverkauften Wrocławer (Breslauer) Stadion ca. 42 000 Tausend Fans mit ihrem Landsmann mit. Es ist der erste WM-Kampf im Schwergewicht, der in Polen ausgetragen wird und der Gegner … auch nicht ohne. Hat der 12 Kilogramm leichtere und 14 Zentimeter kleinere Herausforderer Tomasz Adamek überhaupt realistische Chancen gegen den Altmeister?
Egal wie es ausgeht, es bleibt ein Ereignis, es ist auch der Höhepunkt der Profiboxgala. Adamek hat 44 seiner 45 Kämpfe für sich entscheiden können, 28 davon durch Knockout, doch, auch in Anbetracht seiner körperlichen Nachteile, reicht das gegen den älteren der Klitschko-Brüder? Laut dem Meinungsforschungsinstitut TNS OBOP haben durchschnittlich 1,15 Millionen polnische Fans das Duell auf dem deutschen Privatsender RTL verfolgt – in Polen war der Kampf nur im pay-per-view System zu sehen, ansonsten natürlich in Pubs, Kneipen und Kinos.
Schließlich ist es soweit. Der Gong. In der zweiten Runde wackelt der 6 Jahre jüngerer Gegner Klitschkos nach 2 Treffern bereits, kann sich jedoch fangen und so bis zur zehnten Runde durchhalten, in der (es ist 23.50 Uhr) der Kampf vom italienischen Ringrichter Massimo Barravecchio abgebrochen wird – technischer K.o.
Vitali (schwere Kost – können Sie sich an die Milchschnitte-Werbung erinnern?) verteidigt erwartungsgemäß seinen WBC-Titel. Und Tomasz Adamek rutscht von Position 4 auf 6 im Schwergewichtsranking des Boxexperten Dan Rafael. „Ich habe gegen den Weltmeister verloren. (…) Ich war sauer auf mich, dass ich die Fans enttäuscht habe“ – schreibt er nachher auf seinem Blog. So oder so, wahre Fans werden ihn für seine Ausdauer und seinen Mut bewundern. Und mit einem Sieg ernsthaft zu liebäugeln, wäre vielleicht doch zu verwegen gewesen.
Und wenn ich mir ein bisschen Lokalpatriotismus erlauben darf – Wrocław (Bewerbung um die kleine Expo, Euro 2012, Wratislawia Cantans, die Jahrhunderthalle …) ist immer eine Reise wert.
Über die Autorin dieses Artikels
Malgorzata Gruntkowski ist gebürtige Polin und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Sie hat Germanistik in Breslau studiert und betreibt nun ein eigenes Übersetzungsbüro für die Sprachen deusch, polnisch und russisch: www.gruntkowski.com
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