Der Weltfrauentag in Polen
von Malgorzata GruntkowskiAuf der polnischen politischen Szene hat der internationale Frauentag wieder an Popularität gewonnen. Der Premier und der Vizepremier werben um die Gunst der Wählerinnen mit roten Tulpen.
Zu Zeiten der Volksrepublik Polen in Schulen und Betrieben gefeiert, waren es hauptsächlich Nelken, meist rote. Rote, nur diesmal Tulpen, hielt in seinen Händen dieses Jahr der polnische Premier Donald Tusk (PO) während seiner Internetrede, die er an die lieben Damen („Drogie Panie“) adressierte. (Ebenso gewappnet wandte sich an den weiblichen Teil des Elektorats der Vizepremier aus der Koalitionspartei PSL Waldemar Pawlak.) Es ging nicht nur um ein schönes Bild und wohlgemeinte Wünsche, sondern auch, wenn nicht sogar vor allem, um das in den letzten Wochen häufig diskutierte Thema der geplanten Verlängerung und Gleichstellung des Rentenalters von Frauen und Männern. Kein anderer Politiker hat sich während des letzten Monats so oft an Frauen wie der Ministerpräsident gewandt (u. a. zwei Treffen mit dem Frauenkongress).
Die Opposition will sich natürlich an dem Kampf um die Stimmen der Damen, und auch der Feministinnen beteiligen. Von Blumenaktionen haben jedoch PiS und Solidarna Polska abgesehen. Wie erwartet bunt aufgefallen ist die Palikot-Bewegung, deren Mitglieder nach dem durch Wanda Nowicka modifizierten Vorschlag von Palikot „Wir wollen Blumen und wir wollen Präservative“, Tulpen und Präservative verteilten. Während Nowicka, seit November 2011 Vizemarschall des polnischen Sejm, ihrer Liebe zur Blumen Ausdruck verlieh, protestierten ihre Gegner vor dem Parlament - unter anderem gegen ihre Pläne, Schwangerschaftsabtreibungen zu legalisieren.
Für viele Frauen der wichtigste Satz des Tages, einer aus der Rede des Ministerpräsidenten „Man muss sich das ganze Jahr Mühe geben“. Ja, Mann muss, Mann sollte, wäre nett.
Über die Autorin dieses Artikels

Malgorzata Gruntkowski ist gebürtige Polin und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Sie hat Germanistik in Breslau studiert und betreibt nun ein eigenes Übersetzungsbüro für die Sprachen deusch, polnisch und russisch: www.gruntkowski.com
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