96 Lichtsäulen für 96 Menschen: Ein Denkmal für die Opfer von Smolensk
von Malgorzata GruntkowskiIn Gedenken an die Opfer der Flugzeugkatastrophe von Smolensk vor einem Jahr soll nun vor dem Präsidentenpalast in Warschau ein Licht-Denkmal errichtet werden.
Ein Jahr ist es her und doch … liegt es noch nicht lange zurück. Die Flugzeugtragödie vom 10.04.2010, bei der der polnische Präsident Lech Kaczyński mit Gattin und 94 weiteren Insassen der Präsidentenmaschine (hochrangige Politiker und Militärs) ums Leben kamen, beschäftigte die Polen nicht nur am Jahrestag. Man debattiert immer noch über die Ursachen, Schuldigen, alle „wenns und abers“, und natürlich darüber, wie am besten der Opfer zu gedenken sei.
Am Montag, dem 11. April, präsentierte der polnische, in Schweden und den USA (die Universität von Texas in Arlington) gastierende Professor und Architekt Paweł Szychalski ein Projekt, das an das tragische Ereignis erinnern soll. Ein Lichtdenkmal mit 96 Säulen, jeweils 4 Meter hoch, die jeden Tag mit dem Sonnenuntergang Richtung Himmel erstrahlen würden. Vor dem Präsidentenpalast, auf der Krakauer Vorstadt in Warschau. Die 96 Lichtsäulen knüpfen offensichtlich an die Zahl der Opfer an. Am Fuß der Säulen würde man Ringkragen mit den Namen, Geburts- und Todesdaten der Verunglückten anbringen. Das Präsidentenehepaar würde einen gemeinsamen, größeren Ringkragen mit einer doppelten Inschrift haben. Der Autor des Projekts erklärte: Die Ringkragen, die in der polnischen Tradition nationale, ritterliche und religiöse Konnotation haben, sollen bei dem Denkmal einen symbolischen Bezug zu Katyn darstellen. Es soll ein „lebendiges“ Denkmal sein, das dank eines Computerprogramms z. B. auf Anwesenheit von Menschen sowie Änderungen der Wetterbedingungen reagiert. Das Projekt unterstütze die Tochter des verunglückten Präsidentenpaares Marta Kaczyńska und den ehemaligen Kabinettschef Lech Kaczyńskis, Maciej Łopiński.
Der Letztere dazu: Er verstehe, dass es Menschen gibt, die eine andere ästhetische Empfindlichkeit haben. Die Realisierung dieses Projekts schließe jedoch die Errichtung eines Monuments „in mehr klassischer Form“ in Warschau nicht aus (so einen Plan – eines traditionellen Monuments – torpedierte im Juli der Denkmalpfleger Warschaus). Was wird aus dieser Idee, die Opfer der Katastrophe von Smolensk zu verewigen? Die Zukunft wird es zeigen.
Über die Autorin dieses Artikels
Malgorzata Gruntkowski ist gebürtige Polin und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Sie hat Germanistik in Breslau studiert und betreibt nun ein eigenes Übersetzungsbüro für die Sprachen deusch, polnisch und russisch: www.gruntkowski.com
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