Geschichte von Krakau
Erste Hinweise auf die Existenz Krakaus stammen ca. aus dem 7. Jahrhundert. In den nächstfolgenden Jahrhunderten besiedelte der Stamm der Wislanen (Wislanie) Krakau, nachdem sie sich Jahrhunderte zuvor in der als „Klein- Polen“ oder Malopolska bekannte Gegend angesiedelt hatten. Aus dem Jahr 965 stammt das erste Schriftstück aus Krakau, als Ibrahim ibn Yaqub aus Cordova, ein jüdischer Handelsmann in seinem Kontenbuch auf das Handelszentrum Krakau verwies.
Im Jahr 1000 wurde das Bistum Krakau gegründet und 1038 zur Hauptstadt des Piastenreich erklärt. Die Wawel- Burg und mehrere Kirchen wurden im 11. Jahrhundert errichtet und folglich wuchs die Stadt stark an. 1241 fielen die Mongolen in die Stadt ein und brannten Krakau ausnahmslos nieder. 1138 wurde Krakau zum Sitz des Senior- Fürsten. 1257 wurde Krakau das Stadtrecht zugesprochen und ein Stadtplan wurde aufgestellt, der bis heute erhalten blieb. Dieser beinhaltete die Anordnung der schachbrettartigen Straßenanordnung mit einem zentral gelegenen Markt. Auf dem Markt wurde folgend der Sitz der Stadtverwaltung gebaut. Von den historischen Handelsfunktionen blieben bis heute nur die Tuchhallen. Doch auf dem Markt wurden nicht nur Handelsabkommen geschlossen, sondern auch höfische und städtische Festlichkeiten gefeiert. Ferner diente der städtische Mittelpunkt für Exekutionen. Die Verteidigungsmauer wurde gebaut, die die Stadt umgaben und sie mit der Wawel verbanden. Im Süden des Wawels wurde 1335 die Stadt Kazimierz angelegt. Auf königlichen Befehl wurde sie mit Wehrmauern umgeben und die Kirchen der hl. Katharina, des Fronleichnams und die “Na Skalce” erbaut. Ende des 15. Jahrhunderts besiedelten Juden das spätere Krakauer Stadtviertel. 1364 wurde die Krakauer Akademie von König Kazimierz Wielki gegründet, die berühmte polnische Jagellonen- Universität.
Mit dem letzten König der Jagellonen- Dynastie blühte Krakau auf. Das Wawel- Schloss wurde im Stil der Renaissance umgebaut, die bekannte Zygmunt- Kapelle wurde errichtet und die Tuchhallen sowie die Patrizierhäuser wurden restauriert. Zur Zeit der Herrschaft des Königs Sigismund III. Vasa erhielt die barocke Stilrichtung Einzug in Krakau. Die barocke Universitätskirche St. Anna und die Kirchen der Heiligen Peter und Paul wurden in dieser Zeit errichtet. Im Jahr 1607 wurde Warschau zum Hauptsitz des Königs erklärt, Krakau behielt aber seinen Titel der königlichen Hauptstadt. Ferner blieb es weiterhin der Ort von Krönungen und Begräbnissen. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt von den Schweden verwüstet, was sich Beginn des 18. Jahrhunderts abermals wiederholte.
Nach der ersten Teilung Polens wurde Krakau zur Grenzstadt. Österreich erklärte die Siedlung Podgorze zur gesonderten Stadt. Nach der zweiten Teilung im Jahr 1794 begann der polnische Volksaufstand. Nach dessen Niedergang und der dritten polnischen Teilung fiel die Stadt an die Österreicher, die auf dem Wawel zahlreiche Verheerungen anrichteten und Gebäude nach den Wünschen und Bedürfnissen des Heeres anpassten. 1809 wurde Krakau dem Großfürstentum Warschau angeschlossen. Nach der Niederlage Napoleons wurde Krakau im Wiener Vertrag von 1815 zur Freistadt erklärt. Daraufhin wurden die Überreste der Volkshelden Tadeusz Kosciuszko und des Fürsten Jozef Poniatowski wieder in die Stadt gebracht. 1820- 1823 wurde auf der Anhöhe der hl. Bronislawa ein Hügel zu Ehren des Leiters des Volksaufstandes errichtet. Anstelle der Stadtmauern, die größtenteils zerstört wurden, legte man Planten an. 1846 verlor Krakau seine Unabhängigkeit und die Österreicher errichteten erneut auf dem Wawel- Kasernen und umgaben den Wawel mit Befestigungsanlagen. Österreich erwies sich jedoch als wenig tyrannisch und so genoss die Stadt ein gewisses Maß an wachsender kultureller und politischer Freiheit. 1918 erlangte Krakau die Unabhängigkeit zurück.
Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lebten in Krakau ungefähr 260.000 Einwohner, von denen 65000 der jüdischen Konfession angehörten. Während des Krieges wurde auch Krakau Zeuge der deutschen Kriegsverbrechen. Der größtenteils jüdische Stadtteil Kazimierz wurde ausgerottet. Die Juden lebten fortan in Ghettos, wo sie entweder von dort nach Ausschwitz deportiert oder sofort erschossen wurden. Trotz der Ausplünderung der Nazis wurde Krakau kein Ort für kriegerische Kampfhandlungen und ist somit die einzige große polnische Stadt die diesem Schicksal entging. Seine alte Architektur ist demnach noch immer fast vollständig intakt.
Nach der Kapitulation Deutschlands und der polnischen Befreiung beeilte sich die kommunistische Regierung das traditionelle Leben und die Stadt mit einem großen Stahlwerk in Nowa Hut zu begeistern. Doch der intensive Wiederaufbau der Wirtschaft und Industrie förderten eher eine ökologische Katastrophe. Bauten die den Krieg unbeschädigt überstanden hatten wurden fortan von Sauren Regen und toxischen Gasen aufgefressen und zerstört. Der Kohlendioxidausstoß stieg so gewaltig an, dass dies bis heute ein ernstes und schwerwiegendes Problem der Stadt geblieben ist. Nach dem Sturz der Kommunisten und dem Fall des Eisernen Vorhanges hat Krakau erheblich vom Tourismus profitiert und hat sich zu einem großen Ausmaß an die westliche Kultur angepasst.